Neue Konkurrenz durch ausländische Energiekonzerne: OVO Energy und Iberdrola steigen in den deutschen Privatkunden-Energiemarkt ein

Die Konsolidierungstendenzen im Energiemarkt haben sich in den letzten zwei Jahren vor allem durch verschiedene kleinere Übernahmen und Insolvenzen von Versorgern gezeigt.

Es gab jedoch auch eine Reihe von direkten und indirekten Markteintritten, die durchaus bemerkenswert sind. Der Einstieg von Volkswagen in den Stromvertrieb, die Übernahme von 4hundred durch den britischen Versorger Octopus Energy oder die Übernahme von LichtBlick durch Eneco (und letztlich die Übernahme von Eneco durch Mitsubishi) markieren sicherlich die prominentesten Beispiele. Nun schickt sich auch der spanische Energieversorger Iberdrola an, in den Privatkundenvertrieb einzusteigen. Zudem hat der britische Versorger OVO Energy vor einigen Monaten eine deutsche Vertriebsgesellschaft gegründet, die allerdings das operative Geschäft noch nicht aufgenommen hat. Eine Kundenumfrage von Tesla, ob die Kunden auch an Stromprodukten des Elektroauto-Bauers interessiert wären, heizte zudem Diskussionen darüber an, ob das amerikanische Unternehmen künftig neben Elektrofahrzeugen, Wallboxen, PV-Anlagen und Speichern auch den Stromvertrag für Zuhause mitliefert und damit das Angebot weiter ausbaut. Ob das überhaupt passieren wird, ist unklar. Die Umfrage zeigt aber zumindest, dass Tesla sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Die Motivation in den eigentlich so schwierigen deutschen Energiemarkt einzusteigen und sich dort einerseits einem sehr harten Wettbewerb zu stellen und andererseits viele Kunden trotz bester Argumente weiterhin nicht von den Stadtwerken loseisen zu können, ist sicherlich bei den Unternehmen genauso unterschiedlich wie deren aktuelle Situation und Positionierung.

Iberdrola ist mit fast 34 Millionen Kunden einer der größten Energieversorger der Welt und in 40 Ländern aktiv. In Deutschland war man bislang nicht im Massenkundengeschäft vertreten, bereitet dies aber offenbar gerade vor. Erste Anzeichen lassen sich auf der Webseite erkennen.

OVO wurde erst 2009 gegründet und hat kürzlich den schottischen Versorger SSE mit 3,5 Mio. Kunden übernommen. Für 2020 ist die Expansion nach Australien, Italien und Deutschland angekündigt. Insgesamt beziehen alleine in Großbritannien mehr als fünf Millionen Kunden Energie von OVO.

Tesla erobert die Welt mit seinen Elektrofahrzeugen und baut an einem umfassenden E-Mobility-Ökosystem, das neben dem Fahrzeug selbst die dezentrale Energieerzeugung und -speicherung bis zum Laden im öffentlichen und privaten Raum umfasst. Das Unternehmen expandiert schnell und baut weltweit neue Giga-Factories, in denen die Fahrzeuge und Batteriezellen produziert werden.

Unternehmen, die heutzutage erfolgreich sein wollen, müssen zum einen eine signifikante Größe vorweisen und zum anderen auch in irgendeiner Form global präsent sein. Was in der Plattformökonomie bezogen auf die großen IT-Konzerne Amazon, Apple, Google oder Facebook schon lange gilt und was auch die längst globalisierte Autoindustrie kennzeichnet, zieht immer mehr auch in den Energiemarkt ein: Die Einheiten werden immer größer, der Wettbewerb reduziert sich auf wenige Player, die Unternehmen agieren global, natürlich mit regionalen Anpassungen, können aber ihre Systeme und Plattformen sehr gut hochskalieren und damit Kostenvorteile erzielen, die es dem Wettbewerb erschweren, sich zu behaupten.

Da die Energiemärkte global von Digitalisierung, Sektorenkopplung, dem Ausbau erneuerbarer Energien und vielfältigen neuen Dienstleistungen bis hin zum Smart Home geprägt sind, eröffnen sich neue Märkte, die diese Player schnell besetzen müssen, um sich als Marktführer zu positionieren. Der Verkauf der Energie an die Endkunden rückt dabei vermutlich mit der Zeit deutlich in den Hintergrund. Allerdings brauchen die Unternehmen jetzt eine Geschäftsbasis, die sie – so lange die anderen Geschäftsfelder sich noch relativ langsam entwickeln – vor allem in den Energiekunden sehen.

Der Wettbewerb wird sich also weiter intensivieren und auch in Deutschland dazu führen, dass die Energieversorger größer werden müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies zeigt sich am Marktaustritt kleinerer Versorger, die von den etwas Größeren übernommen werden, genauso wie an den auch in Zukunft weiter zunehmenden Kooperationen und Fusionen von Stadtwerken, Regionalversorgern und Netzgesellschaften. Wo heute die neuen Anbieter mit weniger als 50.000 Kunden überlegen müssen, ob sie wachsen können oder sich zurückziehen, werden es in einigen Jahren die mit weniger als 500.000 Kunden sein.

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