Tödlicher Unfall mit Autopilot – Genickbruch für das autonome Fahren?

Seit bekannt wurde, dass im Mai ein Tesla-Fahrer, der den Autopilot aktiviert hatte, bei einem Zusammenstoß mit einem Lkw tödlich verunglückte, reißt die Diskussion um die autonomen Fahrfunktionen, die Tesla bereits in der Betaphase zur Verfügung stellt, nicht ab. Vordergründig geht es dabei nur um Tesla, doch eigentlich wird das autonome Fahren selbst diskreditiert und in eine ferne Zukunft verbannt, weil die Risiken zu groß sein sollen.

Was Tesla betrifft, so handelt es sich bisher um Einzelfälle, in denen das System möglicherweise nicht richtig reagiert hat, aber auch der Fahrer versäumt haben muss, einzugreifen. In einer Betaphase darf man sich als Fahrer nicht auf die Technik verlassen, sondern muss diszipliniert auf den Verkehr achten, auch wenn der Reiz, sich anders zu beschäftigen, groß ist.

Auf dem weiteren Weg zum autonomen Fahren wird es sicherlich noch zu vielen Unfällen kommen, bei denen Menschen Schaden nehmen oder gar sterben werden. In den allermeisten Fällen wird der Fehler bei Mensch und Maschine liegen, dennoch wird auch nicht auszuschließen sein, dass die Technik Fehler macht und den Menschen dabei vielleicht sogar daran hindert, regulierend einzugreifen.

Dies ist aber noch lange kein Grund, das Konzept des autonomen Fahrens grundsätzlich in Frage zu stellen. Es mag zwar sarkastisch klingen, aber Fortschritt war schon immer mit Opfern verbunden und wird es auch in Zukunft sein. Die ersten Dampfmaschinen sind ihren Entwicklern genauso um die Ohren geflogen, wie die ersten Flugzeuge häufiger abgestürzt sind. Trotzdem hat man weitergemacht, weil die Faszination des Neuen die Entwickler angetrieben hat.

Beim autonomen Fahren wird es ähnlich sein, wenn sich auch dem ein oder anderen eingefleischten Selbstfahrer die Vorteile nicht gleich erschließen mögen.

Fakt ist, dass die Entwicklung zu selbstfahrenden Autos rasend schnell gehen wird und dass sie uns viele Vorteile bringen wird, die wir schon bald nicht mehr missen möchten. Ob es um den autonomen Gütertransport oder das Taxi geht, überall entstehen Kostensenkungspotenziale, die man nutzen wird.

Auch im privaten Verkehr werden die Lösungen dazu führen, dass es weniger Unfälle gibt, dass Staus schnell umfahren werden können oder gar nicht erst entstehen, weil die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander und die automatische Anpassung von Geschwindigkeiten etc. den Verkehrsfluss sicherstellen.

Denkt man weiter, bedeutet dies schnelleres und entspannteres Reisen. Gleichzeitig wird es für viele Menschen nicht mehr notwendig sein, ein eigenes Auto zu besitzen. Das Google-Car wird vor der Türe stehen, wenn man irgendwo hinwill und direkt ans Ziel bringen. Das Ganze ohne Parkplatzsuche oder Parkgebühren.

Für die Automobilindustrie bedeutet dies massive Absatzeinbrüche, da die Nachfrage stark zurückgehen wird. Auch der öffentliche Verkehr wird darunter leiden, weil es für viele bequemer, einfacher und relativ kostengünstig sein wird, den individuellen, automatisierten Transport zu nutzen.

Der Fahrer wird zum Passagier, kann während der Reise arbeiten, lesen, Musik hören oder einen Film schauen und kommt entspannt am Ziel an. Diese zusätzlich gewonnene Effizienz wird auch andere Arbeitsplätze überflüssig machen, da bspw. der Handelsvertreter oder Vertriebsmitarbeiter seine Büroarbeit unterwegs erledigt und die Arbeitszeit durch die Reisen nicht zunichtegemacht wird.

Bis die beschriebenen Effekte ihre volle Wirkung entfalten, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen. Aber schon heute bietet jede neue Fahrzeuggeneration neue Assistenten an, die den Fahrer entlasten und die Sicherheit erhöhen. Mit der Digitalisierung werden sich auch Verkehrsleitsysteme weiter entwickeln, Schilder werden mit Fahrzeugen kommunizieren und Fahrzeuge untereinander in Echtzeit Daten austauschen. Zuerst können wir uns vermutlich auf der Autobahn entspannt zurücklehnen und das Auto fahren lassen, wie dies bei Lkws bereits jetzt beginnt. Von dort aus werden die System auch andere Straßen erfassen, bis der letzte Meter abgedeckt ist. Der optimalen Mischung aus individueller Mobilität und Unabhängigkeit vom Besitz eines Fahrzeugs wird dem autonomen Fahren den Durchbruch bringen. In 30 oder 40 Jahren wird das Selbstfahren vermutlich eher eine Ausnahme sein, die nur mit hohen Aufschlägen auf die Kfz-Versicherung möglich sein wird. Denn das Risiko ist dann der Mensch, und nicht mehr die Maschine.

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